Schmetterlingsforum - Blog und Austauschplatform
Lopinga achine in Lothringen (Raupensuche)
Es war eine Exkursion, die alle unsere Erwartungen übererfüllt hatte. Der Plan war, zunächst bei Tage die Larvalhabitate von Lopinga achine zu besichtigen, danach in einen Trockenrasen und einen Steinbruch zu fahren, uns in einem Restaurant zu stärken, bevor es dann wieder bei Dunkelheit zu den Larvalhabitaten gehen sollte, wo wir auf Raupen von Lopinga achine hofften. Niemand hatte so recht geglaubt, dass wir am Ende tatsächlich Raupen finden werden, doch wir wurden positiv überrascht. Aber der Reihe nach...
Wir reisten von Emmersweiler und St. Wendel mit zwei vollgestopften Wagen nach Lothringen in die Nähe von Toul (genaue Lage wird hier nicht angegeben, um dem Sammel-Entomotourismus nicht Vorschub zu leisten). Unser Treffpunkt war die Kirche bzw. die Mairie im Ort; das ist immer ein sicherer Treffpunkt in den kleinen Ortschaften Lothringens - die Kirche ist immer in der Mitte des Ortes, jeder kann einem den Weg dahin weisen und es gibt dort meist auch Parkplätze. Als Exkursionsleiter konnten wir André Claude gewinnen, einen ausgemachten Spezialisten der lothringischen Schmetterlingsfauna und der Wälder. Besser kann man über die Lebensräume von Lopinga achine gar nicht informiert werden. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Es warteten 10.000 Hektar bester Lebensraum von Lopinga achine auf uns und eine für unsere Verhältnisse gigantische Metapopulation der Tiere. Das sollte uns im Laufe des Tages noch richtig beeindrucken.
Von der Kirche aus fuhren wir nun in den Wald zunächst durch eine trockenrasen-ähnliche Heidelandschaft, die wie uns André Claude erläutert, leider etwas übermäßig beweidet wird. Aber schön war sie allemal und auch keineswegs falterleer - von solchen Flächen können wir bei uns nur träumen. Danach gehts direkt in den Wald - wir fahren ca. 3 km durch einen lichten wunderschönen Wald und wir sehen keinen Menschen weit und breit. Wir werden auch im weiteren Tagesverlauf in diesem Wald keinen Menschen treffen - einmal abgesehen von uns selbst. Wir kommen im Zielgebiet an. Dort ist der Wald entlang des breiten lichten Weges fischgrätenartig links und rechts mit Rückegassen durchforstet. Diese stammen noch aus der Zeit nach dem Sturm Lothar, als riesige Mengen Holz aus dem Gebiet entfernt werden mussten. Wir finden ein Mosaik unterschiedlichst alter Baumbestände im lockeren lichten Verbund, wie wir ihn bei uns zu Hause leider nicht mehr finden können. Ein Lichtwald zum "rein legen". Gleich zu Beginn fällt uns die große Zahl von Boloria euphrosyne auf, die entlang der Wege patroullieren. Ein MRR wäre sicher sehr aufwändig hier. Dann sind wir auch schon inmitten der besten Gebiete für Lopinga achine. André Claude zeigt uns die bevorzugten Aufenthaltsorte, Eiablagestellen und schildert das Verhalten der Art während der Flugzeit. Seit 1993 betreibt André ein Monitoring der Art in diesem Gebiet. Während in den Jahren 1995 und 1996 noch ca. 300 Individuen beobachtet wurden, brach die Population nach dem Sturmtief Lothar und den anschließenden Jahren (besonders 2003, weil es sehr heiß war) zusammen. Grund ist vermutlich die nun übermäßig offene Struktur des großen Waldgebietes und die massive Störung durch die Holzernte (Windwurf). Seit 2005 erholen sich die Populationen und 2007 wurden bereits über 700 Individuen beobachtet. In den folgenden Jahren hat sich die Population sogar noch weiter verstärkt und ist vermutlich so stark wie noch nie in diesem Gebiet.
Wir können uns am Waldwegesrand schon kaum satt sehen - so viele Pflanzen, die es in Deutschland gar nicht gibt und noch viel mehr, die im Saarland nicht anzutreffen sind.
Nachdem wir den Lebensraum von Lopinga achine intensiv bei Licht begutachtet haben, wird es Zeit, noch die auf dem Weg liegende Trockenrasenfläche und den Steinbruch zu besuchen. Trotz der am Horizont aufziehenden Wolken finden wir noch die typischen Tiere im Trockenrasen und neben Faltern von M. phoebe auch noch eine Raupe. Im Gebiet soll es auch bei den Nachtfaltern eine Vielzahl wärmeliebender Arten geben - so werden uns von André Claude unter anderem Pericallia matronula und Saturnia pyrigenannt! Kaum 150km von Zuhause entfernt und schon ist alles anders...
Es beginnt leicht zu tröpfeln und wir verlassen den Steinbruch... André Claude hat uns ein Restaurant in Toul rausgesucht. Leider haben wir von dort keine Bilder aber wir hätten es fast nicht geschafft, von dort noch mal los zu kommen, um später Raupen zu suchen. Faszinierend ist, dass der Laden bei unserer Ankunft noch ganz leer war und keine Stunde drauf bis zum letzten Platz besetzt war - und da passen ein paar Leute rein. Wir bekommen nicht nur super schnell was zu Essen (wir haben Hunger wie die Bären!), sondern es ist auch noch sehr gut. Mit einem guten Gris de Toul lässt sichs dann leicht leben und wir haben Spaß.
Dass wir uns tatsächlich noch aufraffen, um nach den Raupen im dunklen Wald zu suchen, lässt sich für viele (alle ausser Roland) dadurch erklären, dass es eine "Lebens-Erstbeobachtung" sein würde. Die Stelle im Wald finden wir auf Anhieb wieder und wir montieren die Stirnlampen. Schon in den ersten "Fischgräten" beginnen wir mit der Suche und krabbeln auf allen Vieren durchs Unterholz. Das Wetter hat bis jetzt gehalten und die paar Regentropfen haben den Boden noch nicht merklich angefeuchtet. Nach einer halben Stunde ist es dann so weit - Steffen, der sich für eine Stelle auf der anderen Seite des Weges entschieden hat, ruft "Ich hab' eine!". Alle angetreten zum Angucken! Steffen und Anita machen noch eine Pflanzen-soziologische Aufnahme, währen wir wieder auf allen Vieren die nächsten Raupen finden wollen...
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