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Wir locken das Braunauge in unseren Garten!
Lasiommata maera (Linnaeus 1758),
Nymphalidae (Edelfalter)
Das Braunauge ist gefährdet und regional stark rückläufig durch Änderungen in der Waldnutzung (Wälder werden dunkler) und das Zuwachsen trockener Hänge mit anstehendem Fels (Settele et al 2008). Die Tiere kommen in Nordafrika, fast ganz Europa und bis in den Westen von Sibirien vor. In Afrika leben sie bis in 2.800 Metern Seehöhe, sonst je nach Region bis 2.000 Meter. Sie sind in den Mittelgebirgen und den Alpen nicht selten und kommen fast überall vor. In der Ebene sind sie selten und stark im Rückzug. Das Braunauge bewohnt im nicht-montanen bzw. in der Ebene verschiedene Biotope wie etwa trockene lichte Hänge im Wald, Windwurfflächen, Kahlschläge, freiliegende Felsen, Natursteinmauern, Geröllhalden, Weinberge und ähnliches. Jedoch werden auch für montane Gebiete luftfeuchte Waldsäume genannt. Im Südwesten Deutschlands und hier vor allem im Saarland tritt die Art vielfach auf Windwurfflächen – und – in zunehmendem Maße in Gärten auf. Es gibt also deutliche regionale Unterschiede bei der Bevorzugung von Lebensräumen. Das in den Gärten des Südsaarlandes häufige Braunauge unterscheidet sich von anderen Populationen weiter nördlich und östlich Deutschlands. Der Status dieses Taxons ist bislang nicht ausreichend geklärt. Es handelt sich gem. Literatur um die Form adrasta, welche nach neueren Erkenntnissen eher bzw. mindestens eine Unterart darstellen dürfte. Im Folgenden Modul ist beschrieben, wie im Garten ein hervorragender Lebensraum für diese adrasta gestaltet werden kann, wobei es noch keine Erkenntnisse bzgl. der Übertragbarkeit auf andere Populationen gibt. Es kommt auf den Versuch an!
Flugzeit und Entwicklung
Das Braunauge (hier im Speziellen adrasta) entwickelt zwei Generationen im Jahr und vermutlich tritt sogar eine partielle dritte Generation in guten Jahren auf. Die ersten Falter fliegen ab etwa Mitte April (im Saarland bisher frühester Nachweis: 6. April im Jahre 2014). Die letzten Falter der ersten Generation findet man bis etwa Ende Juni. Die Eier werden einzeln an Gräsern abgelegt. Die Larvalentwicklung der zweiten Generation erstreckt sich somit von etwa Ende April bis Ende Juli, wobei eine Raupe knapp 4 Wochen für ihre Entwicklung benötigt. Die zweite Generation kann ab Anfang Juli bis Ende September (Oktober) fliegen, wobei sich hier schon gegen Ende eine partielle dritte Generation, die in warmen Jahren bis in den November beobachtet werden können. Das Überwinterungsstadium ist die Raupe im dritten Stadium. Die Puppen finden sich an Grasstängeln oder auch gerne an Wänden, überhängenden Steinen oder sonstigen Gegenständen in unmittelbarer Nähe der Eiablagestellen.
Wirtspflanzen
[[Festuca ovina]], [[Brachypodium phoenicoides]], [[Poa bulbosa]], [[Poa pratensis]], [[Nardus stricta]], [[Deschampsia flexuosa]], [[Agrostis capillaris]], [[Calamagrostis epigejos]], [[Festuca rubra]], [[Calamagrostis varia]].
Hinweise zur Beobachtung und Bestimmung
Vom Mauerfuchs ({{Lasiommata megera}}) unterscheidet sich Braunauge leicht anhand der Unterseite. Während die Ozellen auf der Hinterflügel-Unterseite beim Mauerfuchs nahezu alle gleich groß sind, sind jene bei maera deutlich unterschiedlich groß und auch unregelmäßiger angeordnet. Die Ansprüche beider Arten an ihren Lebensraum sind jedoch nicht so unterschiedlich, so dass beide nicht selten gemeinsam vorkommen. Vergleiche Sie dazu auch das Modul des Mauerfuchses im Anschluss.
Die Falter fliegen bei Sonnenschein in einem gaukelnden Flug dicht über dem Boden umher. Selten fliegen sie über 1m hoch. Die Männchen haben ihre bevorzugten Plätze, an denen sie immer wieder landen, während die Weibchen weniger stet sind und immer auf der Suche nach geeigneten Eiablageplätzen. Die Eier können zur Flugzeit der Weibchen leicht gefunden werden. Wo Sie nachschauen müssen, finden Sie in der Modulbeschreibung weiter unten. Die Eier befinden sich meist an den Grasspitzen an regengeschützten Stellen:
Modulbeschreibung
Das Modul lässt sich im Garten sehr einfach etablieren und der Platzbedarf ist recht gering. Das Grundprinzip orientiert sich an den typischen Eiablagestrukturen der Art. Die Voraussetzungen für die erfolgreiche Reproduktion des Braunauges im eigenen Garten sind:
- Die Art kommt überhaupt in der Umgebung vor. Hierzu können verschiedene online verfügbare Verbreitungskarten eingesehen werden. Verschiedene Links sind im Anhang aufgeführt.
- Es gibt in der Nachbarschaft weitere Gärten mit Strukturen, die dem nachfolgend beschriebenen Modul ähnlich sind oder die Art kommt in der Umgebung in natürlichen Lebensräumen vor.
- Die Art ist bzgl. Saugpflanzen recht genügsam und stellt keine besonderen Ansprüche. Sehr gerne werden Witwenblume, Kugeldistel, Storchschnabel, Knautien, Skabiose, Thymian, Rotklee … angenommen, aber auch Buddleja ist sehr beliebt.
- Der Garten verfügt über Flächen, die mindestens den halben Tag besonnt sind
Um für den eigenen Garten eine Idee zu entwickeln, wo und wie ein Modul eingerichtet werden kann, muss man sich das Eiablageverhalten des Braunauges verdeutlichen.
Die Eiablage erfolgt direkt an der Wirtspflanze – vorzugsweise an den Spitzen der Gräser. Seltener auch in der direkten Nachbarschaft der Wirtspflanze auch auf trockenem Substrat. Bei der Auswahl der einzelnen Pflanzen werden Exemplare bevorzugt, die sich in Randstrukturen befinden und einen gewissen Regenschutz genießen. Diese Randstrukturen können sehr vielfältig sein: Besonnte Wände, Trockenmauern, einzelne große Steine, ein Pflanzstein, eine abgestellte Schubkarre… Fast jeder Garten bietet solche Aspekte und es geht nun nur darum, diese in ausreichender Zahl und an der richtigen Stelle zur Verfügung zu stellen – Ausrichtung, Sonneneinstrahlung, Windschutz, Regenschutz spielen dabei eine Rolle. Gerne erfolgt die Ablage dort, wo das Ablagesubstrat (Grashalme) am Vormittag schon Sonne abbekommt (S/SO-Ausrichtung ist sehr beliebt). Der Platzbedarf für das Modul ist recht gering bzw. sogar gleich Null, wenn ohnedies geeignete Strukturen bereits bestehen. Nachfolgend werden einige Beispiele dargestellt.
Hier ein weiteres Beispiel, wie ein Larvalhabitat aufgrund menschlichen Tuns entstanden ist: Lärmschutzmauer (Gabionen) http://www.lepiforum.de/2_forum.pl?page=1;md=read;id=29049 >
Zusammenfassend kann man sagen, dass in beinahe jedem Garten Strukturen geschaffen werden können bzw. sowieso existieren, die zur Reproduktion der Art genügen. Genügend Saugpflanzen vorausgesetzt, wird sich das Braunauge – sofern es überhaupt bereits in der Gegend vorkommt – regelmäßig zeigen und ist ein dankbares Beobachtungsobjekt. Sie können nicht nur das Revierverhalten der Männchen beobachten, sondern auch die Eiablage der Weibchen. Sicher finden Sie bald auch die Räupchen an den Stellen, wo die Eiablage stattfand und mit etwas Glück können Sie auch eine Puppe finden, die sich meist nur unweit der Stellen befinden, wo die Raupen gefressen haben. Meist hängen die Puppen an geschützten, leicht versteckten Stellen an einem Stein, an der Wand oder ähnlichem.
Ein großer Feind des Braunauges im Garten ist der elektrische oder benzinbetriebene Kantenschneider! Es versteht sich von selbst, dass an den eigens angelegten Strukturen für das Braunauge der Kantenschneider die meiste Zeit des Jahres tabu ist! Halbwegs sicher und für die Erhaltung des Lebensraumes teils sogar erforderlich kann das Mähen mit dem Kantenschneider zwischen den beiden Generationen etwa Anfang Juli und im Herbst erfolgen, während der Puppenruhe eben. Das ist deswegen möglich, weil die Puppen meist an geschützten Stellen hängen, die vom Kantenschneider nicht erreicht werden können. Die nach dem Mähen wieder frei anstehenden Steine oder Mauern erscheinen zudem in der Folge für die Eiablage wieder attraktiver.
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