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Wir locken den Aurorafalter in den Garten
Der Winter ist nun bald vorbei und einer der ersten Falter, der im Frühjahr schlüpft, ist der Aurorafalter Anthocharis cardamines (Pieridae, Weißlinge). Was viele nicht wissen: Der hübsche Aurorafalter kann in unseren Gärten einen vollwertigen Lebensraum finden und lässt sich dort sehr gut vom Ei bis zum Falter beobachten. Und das schönste ist - fast jeder Garten bietet die Voraussetzungen dafür, dass der Aurorafalter sich dort entwickeln kann!
Der Aurorafalter gehört zu den ersten Faltern, die im Frühjahr aus der Puppe schlüpfen und er wird häufig auch in unseren Gärten beobachtet. Es ist besonders einfach, dieser Art ein dauerhaftes Refugium im Garten bereitzustellen. Zum einen kommt der Aurorafalter fast überall vor und zum anderen ist die Art recht mobil und wird sich überall dort fortpflanzen, wo er geeignete Bedingungen vorfindet. Zudem ist die Art leicht zu bestimmen und sehr gut zu beobachten. Der Aurorafalter ist nicht besonders geschützt oder gefährdet, dabei aber ein sehr hübscher Weißling, der in keinem Garten fehlen sollte – während die Männchen an den Vorderflügelspitzen auffallend orange gefärbt sind, sind die Weibchen etwas schlichter gefärbt. Als natürliche Lebensräume werden in allererster Linie Saumbiotope genannt. Zu diesen gehören Waldmäntel, Wegränder, Lichtungen, Gebüschfluren und ähnliches. Man kann sogar sagen, dass einigermaßen naturnahe Gärten durchaus zu seinen bevorzugten Lebensräumen gehören (können). Dabei sind die Standorte und Strukturen weniger von Bedeutung als das Mahdregime bzw. überhaupt das Vorkommen der Wirtspflanzen. Hierzu weiter unten mehr.
Flugzeit und Entwicklung
Die Falter erscheinen oft schon Ende März und fliegen in nur einer Generation bis Mitte Juni, teils – und vor allem in höheren Lagen – fliegen sie auch schon mal bis Anfang Juli. Die Eier finden wir leicht während der gesamten Falterflugzeit – schwerpunktmäßig also April-Mai an den nachfolgend genannten Wirtspflanzen. Die Raupen entwickeln sich bis Ende Juli und die (Gürtel-)Puppen überwintern anschließend meist an Pflanzenstängeln.
Wirtspflanzen
[[Cardamine pratense]] (Wiesenschaumkraut), [[Arabis hirsuta]] (Rauhaarige Gänsekresse), [[Alliaria petiolata]] (Knoblauchsrauke) und eine Reihe weiterer Kreuzblütler
Hinweise zur Beobachtung und Bestimmung
Der Aurorafalter ist ein vergleichsweise bunter Weißling und recht zierlich. Beide Geschlechter haben auf der Hinterflügelunterseite ein charakteristisches grün-weißes Muster wie es im nachfolgenden Bild gut zu erkennen ist. In unseren Breiten sind die Männchen mit den orangenen Flügelspitzen unverwechselbar und schon im Flug leicht zu erkennen. Die Weibchen haben im Gegensatz zu den Männchen keine orangene Färbung an den Vorderflügelspitzen. Gerne saugen Männchen wie Weibchen am Wiesenschaumkraut (Cardamines pratense), an welchem die Weibchen auch die leicht auffindbaren Eier ablegen. Das Wiesenschaumkraut gibt dem Aurorafalter seinen Namen (cardamines). In den frühen Morgenstunden findet man nicht selten sitzende Falter ebenso an Wiesenschaumkraut. Die Eier und Räupchen sind zwar recht klein und unauffällig, jedoch mit einiger Aufmerksamkeit trotzdem sehr leicht zu finden.
Weitere Hinweise zur sicheren Bestimmung finden sich hier.
Modulbeschreibung
Beobachtet man den Aurorafalter in seiner Lebensweise, so wird einem jeden schnell klar, worauf es ihm in seinem Lebensraum ankommt. Das Vorhandensein blühender Wirtspflanzen ist entscheidend. Meist handelt es sich dabei um das häufige Wiesenschaumkraut. Weiter muss das Wiesenschaumkraut während der Eiablage und der Raupenentwicklungszeit (April-Mitte Juli) natürlich stehen bleiben. Der schönste, mit vielen Eiern belegte Bestand des Wiesenschaumkrauts ist nichts mehr wert, wenn er im Mai mitsamt den Raupen im Kreiselmäher gehäckselt wird. Die Eier, Raupen und Puppen werden dies nicht überleben. Daraus leitet sich schon das wesentliche für dieses einfache Modul ab. Suchen Sie eine Fläche in ihrem Garten am besten entlang einer Hecke, wo das Wiesenschaumkraut mitsamt anderen Blütenpflanzen bis Ende Juli stehen bleiben kann, bevor zum ersten Male gemäht wird. Die Mehrzahl der Raupen wird sich einen geeigneten Verpuppungsplatz in der Hecke suchen oder an anderen Pflanzenstengeln, die im Winter stehen bleiben können. Es ist daher auch von entscheidender Bedeutung, dass es solche Verpuppungsstellen gibt, die über den Winter und im folgenden Frühjahr stehen bleiben können. Zwar würde ein guter Bestand der Wirtspflanze mit hoher Sicherheit immer wieder besiedelt werden, auch wenn im Anschluss eine Entwicklung wegen vorzeitiger Mahd nicht möglich wäre, jedoch haben wir einen höheren Anspruch! Wir wollen, dass sich der Aurorafalter auch tatsächlich in unserem Garten reproduziert.Wenn wir dieser Tage im April - in anderen Jahren oft schon im März - genau hinschauen, werden wir im Rasen vielleicht ein paar zarte Triebe mit kleinen Blüten erkennen: Das Wiesenschaumkraut ist zunächst recht unscheinbar, entwickelt sich aber zu einer durchaus hübschen Blütenpracht, wenn man es nur lässt.
Im zeitigen Frühjahr sind die jungen Triebe des Wiesenschaumkrautes noch unscheinbar. Aber sie wachsen schnell und bekommen nun schnell schöne Blüten, die von weiß bis blasslila/rosa variieren. Viele Gartenbesitzer wissen gar nicht, dass auch in ihrem Garten das Wiesenschaumkraut wächst, da sie mit dem Rasenmäher schon früh ausrücken, um die ersten Ansätze einer bunten Blumenwiese im Keim zu ersticken.
Das Wiesenschaumkraut war 2006 Blume des Jahres. Es ist eine Zeigerart nicht zu trockener, eher feuchter Standorte mit guter Nährstoffversorgung - diese Parameter treffen für fast alle unsere Gärten zu. In meinen speziell angelegten Magerrasenstandorten fehlt es - dort wachsen dafür andere Arten mit höheren Standortansprüchen.
Dieser schöne Bestand von Wiesenschaumkraut ist nicht sehr groß; dennoch findet man hier sehr viele Eier und später auch Raupen des Aurorafalters. Die dahinter liegende Hecke bietet genügend Gelegenheiten für eine erfolgreiche Puppenüberwinterung. Alternativ ist ein angrenzendes Hochstaudenbeet hervorragend geeignet, diese Funktion zu erfüllen. Die Hochstauden bzw. die Überreste der Pflanzen müssten dann jedoch zumindest zum Teil bis etwa Mai stehen bleiben können. Steht weder eine Hecke, noch ein Hochstaudenbeet bereit, so gibt es noch eine einfache Alternative, die aber genauso gut funktioniert. Die Fläche wird zweigeteilt und abwechselnd gemäht. Und zwar wie folgt: Fläche A wird früh im Jahr (Ende April/Anfang Mai) gemäht und Fläche B im Sommer (Mitte Juli) und im Herbst (Ende September, Anfang Oktober). Somit gibt es in Fläche B im Winter bis zum Schlupf der Falter hochstehende Pflanzen, an deren Stängeln die Verpuppung stattfinden kann (Raupen aus Fläche A und B!).
Comments
Ein toller Bericht, sehr informativ und lehrreich lieber Ronny. Ich habe ihn auf meiner Webseite veröffentlicht, die Resonanz ist durchweg positiv ;-)
Viele Grüße aus Langenfeld
Andreas
und da ist auch schon der nächste Bericht. Der Schwalbenschwanz ist da...
Danach kommen dann wohl die Brennnesseltiere an die Reihe und danach die Weißlinge und dann mal ein Bläuling.
Das ist ja ein tolles Tempo, bin schon ganz gespannt ;-)
Werde deine Tolle Serie verfolgen und auch veröffentlichen in meinen Gast Beiträgen.
Viele Grüße
Andreas