Seit den 90er Jahren konnte man Parasemia plantaginis (Wegerichbär) im Warndt kaum mehr beobachten. Das änderte sich mit den stärkeren Windwürfen in den letzten Jahren. 2010 konnte ich erstmals um den Warndtweiher auf den Windwurfflächen wieder einige Falter beobachten. Nachdem dieses Jahr einige Falterarten eines der schlechtesten Jahre haben, scheint es nun dem Wegerichbär hier sehr gut zu gehen. Bereits bei der Raupensuche nach Melitaea athalia konnte eine Reihe von Raupen-Zufallsfunden gemacht werden. Die Jungraupen von Parasemia plantaginis fanden sich in Anzahl in den Rosetten von Digitalis purpurea. Später fanden sich auch größere Mengen von Raupen des Braunen Bären (Arctia caja) und des Schönbären (Callimorpha dominula).
Die Männchen sind bei Sonnenschein nervöse Flieger und immer auf der Suche nach Weibchen. Entsprechend schwierig ist es, sie zu fotografieren. Im Gebiet fliegt die Nominatform etwa doppelt so häufig wie die weiße Form (f. hospita). Weibchen sitzen wohl die meiste Zeit und sie sind schwerer zu finden.
Seit dem 17. Mai fliegen nun die Imagines des Wegerichbären und heute am 28. Mai flogen schon sehr viele davon - ich fing alleine knapp 40 Männchen und hoffte dabei, ein Weibchen zu erhaschen, da ich die Art gerne nochmal züchten will. Ich schätze, heute mindestens 100 fliegende Tiere gesehen zu haben! Die Weibchen fliegen aber etwas träger und die meiste Zeit sitzen sie eh nur in der Vegetation und warten auf die teils ungestüm fliegenden Männchen. Die Windwurfflächen, in denen die größten Abundanzen beobachtet werden können, zeigen noch einen hohen Anteil offener Erde (mit Nadel-Spreu) und sind reich mit Digitalis purpurea bestanden. Plantago-Arten findet man auch, jedoch relativ gesehen eher wenig. Die besten Flächen findet Parasemia plantaginis dort, wo sich die letzten Vorkommen von Boloria euphrosyne auch finden, jedoch sind beinahe alle Windwurfflächen im Warndt nun mit Populationen des Wegerichbären besetzt!
Bei der Zucht kann man eine ununterbrochene Generationenfolge beim Wegerichbären erzielen - in der Natur überwintert die junge Raupe L2/L3. Bei der Überwinterung sind die Raupen empfindlich gegen Schimmel und Vertrocknen. Dass dieses Jahr so viele Falter beobachtet werden können, hängt sicher in der Hauptsache mit den neuen gut geeigneten Flächen zusammen. Ein klimatischer Einfluss kann jedoch als weiterer Faktor angenommen werden, denn nach den großen Stürmen Vivian und Wiebke konnte keine vergleichbare Bestandszunahme im Warndt beobachtet werden. Das Jahr 2012 ist sicher klimatisch zusammen mit dem Winter 2011/12 ein besonderes Jahr. Es gibt im Warndt ganz deutlich Gewinner und Verlierer - am Ende der Saison wird man ein ungefähres Bild haben. Das häufige Vorkommen von Pyrgus malvae oder Lasiommata maera seien aber schon jetzt als Beispiele für die Fraktion der Gewinner genannt.