2015 war, was unsere Tagfalter anbelangt, wohl ein recht bescheidenes Jahr. Selten haben wir so wenige Individuen beobachten können und viele Gebiete waren beinahe "falterfrei". Umso erstaunlicher ist das Auffinden einer doch recht großen Population des Großen Ameisenbläulings in einem ehemaligen Steinbruch zwischen Cocheren und Farébersviller.
Nachdem ich um den 20.6. herum erste Exemplare des Großen Ameisenbläulings im Steinbruch gesichtet hatte, beschloss ich, durch Fang-/Wiederfang eine grobe Populationsschätzung vorzunehmen.
Untersuchungsgebiet und Methode
Bei 8 Transektbegängen auf der gelb markierten Strecke wurden alle erreichbaren Individuen des Großen Ameisenbläulings gefangen. Die gefangenen Exemplare wurden mit einem wasserfesten Fineliner mit einer forlaufenden Nummer markiert. Zum Markieren hat es sich als praktisch erwiesen, die Tiere mit einer Pinzette knapp über der Flügelbasis zu halten, um sie nicht zu verletzen.
{mosmap width='630'|height='630'|centerlat='49.122731'|centerlon='6.858912'|zoom='16'|mapType='Satellite'|showMaptype='1'|overview='0'|align='center'|kml=/images/stories/2015/arion_MRR.kml|kmlzoommarkers=14|zoomType=Large}
Pro Fangereignis (Erst- und Wiederholfang gleichermaßen) wurden folgende Daten in einer Smartphone-APP festgehalten:
- Nummer
- GPS-Koordinaten
- Datum und Uhrzeit
- Geschlecht
- optionale Bemerkungen
Für die Populationsschätzung wurden nur die Zahlen der ♂♂ verwendet. Es wurde das Programm MARK mit dem Modell POPAN verwendet, welches eine Abwandlung von Jolly-Seber für Populationsanalysen ist. Bei der Ermittlung der Gesamtpopulation wurde davon ausgegangen, dass zur Population genau so viele ♀♀ wie ♂♂ gehören.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 23 ♀♀ und 66 ♂♂ markiert. Die Wiederfangquoten waren moderat und verteilen sich wie folgt:
- 1x gefangen: 68 Individuen
- 2x gefangen: 16 Individuen
- 3x gefangen: 5 Individuen
- 4x gefangen: 2 Individuen
Das Modell korrelierte sicher, jedoch ergab sich im Bezug auf die Populationsschätzung eine große Bandbreite für ein 95%-Konfidenzintervall.
Die blaue Linie zeigt die Schätzung für die Tagespopulation (♂♂ + ♀♀) an. Deutlich zu erkennen ist der abrupte Abfall gegen Ende der Untersuchungszeit. Die extreme Hitze zu diesem Zeitpunkt mag ein Grund dafür sein. Die max. Tagespopulation wurde mit 173 Tieren ermittelt - jedoch zeigt hier das 95%-Konfidenzintervall eine extreme Bandbreite von knapp 50 bis weit über 350 Tiere an. Die Gesamtpopulation wurde mit 370 Tieren ermittelt, was mir etwas hoch erscheint. Aufgrund der Größe des Gebietes und der geeigneten Strukturen rund um das Untersuchungsgebiet erscheint mir dies aber durchaus noch plausibel.
Beobachtungen
In der Untersuchungsfläche wächst nur sehr wenig Thymian. Dost (Origanum vulgare) ist in der gesamten Untersuchungsfläche gut verbreitet und steht teils in dominanten Beständen. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass der Große Ameisenbläuling im Untersuchungsgebiet überwiegend Dost als Wirtspflanze nutzt. Dies wurde durch einige Eiablagebeobachtungen bestätigt. Das Untersuchungsgebiet ist in ein Netzwerk geeigneter Lebensräume für den Großen Ameisenbläuling eingebunden. Die Eignung des Untersuchungsgebietes als Lebensraum ist jedoch deutlich höher als die der umgebenden Flächen.
Biotopaufnahmen