By Ronny Strätling on Sonntag, 05. August 2012
Category: Artenschutz

Melitaea athalia Beobachtungen vor der Raupenüberwinterung

Nach ersten Raupenfunden und Untersuchungen im Warndt stellte sich die Frage, wie wohl die Raupen des Wachtelweizenscheckenfalters im Warndt überwintern. Um der Frage nachzugehen, entnahm ich ein Eigelege, welches ich an Digitalis purpurea fand. Eine kräftige Jungpflanze topfte ich für den Zuchtversuch vorher bereits ein. Den Eispiegel (nur ca. 100 Eier auf der Blattunterseite, locker verteilt) befestigte ich an einem Blatt dieser Pflanze. Die Pflanze mitsamt des Eigeleges stellte ich im Freien - geschützt durch ein Aearium auf, dabei achtete ich darauf, dass keine Blattläuse oder sonstige Tiere sich darin befanden. 

Melitaea athalia beim Sonnen. Es wird vermutet, dass unter den Melitaen noch einige sogenannte kryptische Arten stecken könnten. Auffällig sind aber auf jeden Fall die Unterschiede, die zwischen den verschiedenen Populationen festgestellt werden können. So scheint die Warndt-Population eine eindeutige Bevorzugung von Digitalis purpurea als Wirtspflanze zu haben. (Das heißt natürlich nicht, dass es sich im Warnd deswegen evtl. um eine eigene Art handeln könnte!)

Die Räupchen schlüpften am 17. Juni und spannen ein sehr lockeres Gespinstpolster auf der Unterseite des Blattes. Das Gespinst war zwar vorhanden, erinnerte aber nicht an die bei Melitaen sonst sehr ausgeprägten Gespinste. Beim Fraß verteilten sich die Raupen etwas auf der Blattunterseite - befressen wurde ausschließlich die untere Epidermis bzw. das Pflanzengewebe darunter. Es entstand kein Lochfraß. Da ich mich bis Ende Juli im Urlaub befand, konnte ich aus dieser Zeit keine Fotobelege erzeugen. Dafür waren die Raupen in dieser Zeit bis auf den Gießvorgang der Pflanze sehr ungestört. Nach der Rückkehr aus meinem Urlaub untersuchte ich die Pflanze und die Fraßspuren erneut. Fast alle Blätter wurden von unten benagt, ohne dass größerer Lochfraß festzustellen gewesen wäre. Dort wo die Blätter befressen waren, färbten sie sich auch von oben m.o.w. braun. Ein Blatt war etwas stärker befressen und an der Blattspitze blieb nicht viel mehr übrig als das Blattgerüst. Die Raupen fanden sich nun (2. August) überall an der Pflanze und auch am Boden. Teilweise waren noch größere Grüppchen an einem Blatt auf einem kaum noch erkennbaren Gespinstpolster beisammen - der Großteil der Raupen hatte sich jedoch bereits verteilt und schien ein solitäres Leben und Fressen vorzuziehen. Alle Raupen befanden sich bereits im 3. Kleid - in diesem Stadium fand ich bereits die überwinterten Raupen im März.

Aus dem Verhalten kann man mit einiger Sicherheit schließen, dass die Raupen kein Überwinterungsgespinst anlegen, sondern vielmehr solitär überwintern. Zwecks Überprüfung wird nun ein Teil der Raupen auf neue lebende Pflanzen gebracht - der Rest wird auf Schnittfutter zu Vergleichszwecken gezogen, um dort ggf. den Vorgang des Hibernarien-Baues besser beobachten zu können. 

 

So sah die Pflanze aus, auf der ich die Eiablage/den Eispiegel beobachtet habe. Eine ebensolche Pflanze wurde eingetopft, um darauf das Verhalten der Raupen studieren zu können.

Mal sehen, welche Erkenntnisse nun die Überwinterung bringt... 

In einer Diplomarbeit wurden im Bliesgau u.a. die Gespinste von Melitaea aurelia gezählt und genau verortet. Hier wird berichtet, dass Ende August/Anfang September "plötzlich" alle Gespinste wie vom Erdboden verschluckt waren. Es kann also auch für Melitaea aurelia vermutet werden, dass überhaupt keine Überwinterungsgespinste mehr angelegt werden, sondern die Raupen bereits vor der Überwinterung solitär leben. 

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