Ich habe heute noch einiges zu tun für meinen Job und eigentlich kann ich es mir gar nicht leisten - doch die Sonne scheint so schön und die Luft ist so frisch und es fliegen Schmetterlinge. Ich sage mir, dass ich den Rest später erledige oder sowieso am Sonntag. Eine Stunde muss doch drin sein! Also schnappe ich mir die Kamera und mache mich auf in den Garten. Schließlich habe ich viel Energie reingesteckt, dass er nun so ist, wie er ist. Fertig ist er zwar noch lange nicht, aber es sind schon viele Schmetterlingsarten hinzugekommen, die es vorher auf dem gemähten Rasen nicht ausgehalten haben.
Marvin hat ja schon berichtet, dass es für das Braunauge ({{Lasiommata maera}}) in unserem Garten ausgezeichnete Larvalhabitate gibt. Dass er sich ausgerechnet aber auf den übriggebliebenen Schutthaufen (sollte alles schon weggebaggert werden!) am wohlsten fühlt, ist beinahe schon enttäuschend. Doch die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Dem Braunauge genügt eine vom Sonnenlicht gut erwärmte Stelle, an der "Gras" wächst und die vor Regen geschützt ist. Welches Gras da wächst ist ihm dabei womöglich fast egal - hauptsache warm und schön trocken. Hier ein Beispiel:
Das Braunauge macht sich in den Saarländischen Gärten sowieso seit einigen Jahren verstärkt breit - das ist umso erstaunlicher, weil er, wie ich kürzlich las, auf weiten Strecken an Mosel und Nahe schon längere Zeit nicht mehr gefunden wurde. In Rheinland-Pfalz ist es halt doch nicht soooo schön wie im Saarland - das muss auch mal gesagt werden, aber das ist sowieso klar und einleuchtend.
Ich beginne, um die Steine herum und in den Steinen an Grashalmen nach Eiern zu suchen - bei 30 gezählten Eiern stelle ich meine Bemühungen aber ein und mache ein paar weitere Fotos. Schaut euch das Titelbild an - 8 Eier an einer Grasspitze! Hier müssen die Bedingunen wirklich ideal sein! Sicher ist auch der trockene Sommer ein positiver Faktor für die - man muss es schon so nennen - Bestandsexplosion des Braunauges in meinem Garten. Ich schätze, dass derzeit etwa 20 Imagines auf dem Grundstück herumfliegen. Natürlich fliegen die auch mal zum Nachbar, doch hier gefällt es ihnen einfach besser, denn der Rasen ist nicht kurzgeschoren und es befinden sich leckere Nektarpflanzen dazwischen. Gegen den Sommerflieder hat das Braunauge auch nichts einzuwenden an dem noch nicht mal 80cm hohen Busch weiden sich teilweise bis zu 4 Braunaugen gleichzeitig.
Natürlich möchte ich wissen, wo im Garten noch Braunaugen"spuren" zu finden sind. Da die Kalkschuttbeete noch viel zu spärlich bewachsen sind, spare ich diese bei der Suche aus. Nächste Station ist die Sandsteinmauer. Natürlich werde ich auch dort fündig. Eine Puppe und zwei Eier habe ich nach kurzer Zeit entdeckt. Ganz so beliebt wie die Pflanzsteine scheint der Lebensraum aber nicht zu sein.
Wer will, macht sich mal die Mühe und schaut sich die klassischen Lebensräume des Braunauges auf dem Lepiforum an. Ein kleiner Exkurs: Das Braunauge gilt beispielsweise in Baden Württemberg als Bewohner montaner, waldnaher Magerrasen, Felshänge, Alpenmatten in der Waldzone, Kahlschläge, Wald-Binnensäume und gelegentlich Steinbrüche (auch im Tiefland) (pyrgus.de, abgerufen 31.08.2013). Erstaunlich auch, dass die Art inzwischen im Saarland nicht mehr als gefährdet (aktuell eingestuft als "stark gefährdet") gelten kann. Die Ausbreitung auf Kahlschlägen und vor allem in Gärten zumindest im südlichen Teil des Saarlandes geben Anlass, diese Einschätzung zu überdenken. Weiters gehören m.E. inzwischen unsere Gärten zu den wichtigsten Lebensräumen, da diese eine hervorragende Vernetzungsfunktion erfüllen. Fast in jedem Garten gibt es irgendwo eine Stelle, wo "Gras" regengeschützt und einigermaßen besonnt wachsen kann. Unterlässt man an solchen Stellen übertriebene Pflege mit Kantenschneidern und dergleichen, dann ist das wohl schon ausreichend, dass sich ein paar Falter entwickeln können. Im Saarland sind [[Poa annua]] (Einjähriges Rispengras), [[Agrostis capillaris]] (Rotes Straußgras) und [[Elymus repens]] (Quecke) als Eiablagepflanzen nachgewiesen. In meinem Garten (besser in den meisten Gärten) kommen diese Arten vor und die meisten Eier finde ich am Roten Straußgras - dieses ist in fast jeder Rasenmischung enthalten sein... Von einer Bevorzugung gewisser Grasarten würde ich aber gar nicht ausgehen; wesentlich wichtiger erscheint der Standort. Also packt eure Pflanzsteine aus!
Die nächste ungeplante Baustelle ist dann schon wieder ergiebiger. Auch hier habe ich es versäumt, die Arbeit zu Ende zu bringen und habe das Zeugs noch nicht entsorgt. Man hat ja schließlich nur zwei Hände und die Zeit ist auch knapp. Das Braunauge findet auch das gut! Unter diesen Elementen eines ehemaligen Kompostsilos ist die Grundvoraussetzung Besonnung und Regenschutz ebensogut gegeben wie unter den Pflanzsteinen.
Marvin hat letzte Woche schon ein neues Ensemble von Pflanzsteinen aufgestellt. Jetz wird nichts mehr dem Zufall überlassen. Als nächstes macht er vermutlich Experimente, in welcher Exposition diese Pflanzsteine ein optimales Ergebnis erzielen. Auch bin ich gespannt, ob auch {{Lasiommata megera}}, der Mauerfuchs (in meinem Garten noch nicht sehr häufig, aber vorhanden) von solchen Ablagestellen profitieren kann.