By Ronny Strätling on Montag, 28. Dezember 2015
Category: Garten

Ein Herz für "Brennnesselfalter"

Die meisten Gartenfreunde - selbst Naturgartenfreunde - mögen die Brennnessel nicht sonderlich. Zum einen weiß der Naturgartenfreund, dass die Brennnessel ein Stickstoffzeiger ist und Flächen, auf denen die Brennnessel wächst, sind niemals blütenreich. Zum anderen brennen die Brennnesseln und bringen sich immer wieder unangenehm in Erinnerung. Wären da nicht eine Reihe wunderschöner Tagschmetterlinge, die ausschließlich an ihr leben und noch einige mehr, die sie als eine ihrer bevorzugten Wirtspflanzen nutzen. Im Frühjahr kann man hervorragenden Brennnesselspinat herstellen, der dem "normalen" Spinat meiner persönlichen Meinung nach sogar geschmacklich überlegen ist. Ihr werdet euch wundern, welch tolle Rezepte man mit Brennnessel realisieren kann.

Ein frisch geschlüpfter Kleiner Fuchs ist ein dankbares, träges Fotomotiv. Sie saugen gerne im Spätsommer (September, Oktober) an Herbstaster und sind dann mitunter in größerer Menge zu beobachten. Der Kleine Fuchs hat aber regional beträchtliche Bestandsschwankungen. So kann es Jahre geben, in denen der im grunde ungefährdete Kleine Fuchs kaum aufzufinden ist und in anderen Jahren kann er in großen Mengen auftreten. Vielleicht haben Sie Glück und ein bis zwei vollständige Eigelege entwickeln sich auf Ihren Brennnesseln ganz hervorragend und wenn die Falter schlüpfen, sind plötzlich zig Kleine Füche auf ihrem Schmetterlingsflieder am Saugen!

Also ist es durchaus eine Überlegung wert, ob man im Naturgarten nicht doch einen kleinen Platz für Brennnesseln reservieren sollte. Eigens dafür nun aber eine magere Blumenwiese zu düngen, damit dort Brennnesseln wachsen, wäre selbstverständlich dumm. Aber schließlich haben wir wohl eh irgendwo im Garten einen Komposthaufen oder eine Ecke, wo wir Grünschnitt zumindest zwischenlagern müssen! Dort siedeln sich fast zwangsläufig und ohne weiteres Zutun Brennnesseln an. Je nach Standort und Exposition der Brennnesseln zur Sonne können wir nun die Spuren folgender Falter finden:

Wenn wir uns nun dafür entscheiden, einige Brennnesseln stehen zu lassen, dann werden wir mit hoher Wahrscheinlichkeit dadurch entschädigt, dass sich obige Falter dort reproduzieren und man deren Raupen beobachten kann. Funktioniert das einmal nicht, dann bleibt im Frühjahr immer noch der Brennnesselspinat! Um die genannten Falter gut beobachten zu können, sollten neben Brennnesseln vor allem gut geeignete Saugpflanzen im Garten vorhanden sein.

Diese sind:

Grundsätzlich ist man mit Sommerflieder schon auf der sicheren Seite mit Ausnahme des Landkärtchens, das eindeutig weiße Blüten bevorzugt.

Nachfolgend sind die Falter und Raupen abgebildet mit zusätzlichen Angaben, wie diese zu finden sind. Für eine vollständigere Dokumentation sei auf das Lepiforum für die einzelnen Arten verwiesen - hierzu könnt ihr einfach auf die Links oben beim Artnamen klicken.

Im Titelbild dieses Artikels sind die Raupen des Tagpfauenauges abgebildet.

Mehrere Raupencluster des Kleinen Fuchses (mitte, unten rechts, oben rechts unscharf) finden sich nicht selten in unmittelbarer Nähe. Um eine solche Menge Raupen zu ernähren, braucht es schon ein paar Brennnesselpflanzen.

Raupen des Kleinen Fuchses, fast erwachsen: mit zunehmendem Alter vereinzeln sich die Raupen immer mehr.

Fast erwachsene Raupe des Tagpfauenauges. Sie haben im Gegensatz zu den Raupen des Kleinen Fuchses keine gelbe Punktreihe an den Seiten, sind rein Schwarz mit kleinen weißen Punkten.

Die Vorliebe des Landkärtchens für weiße Blüten ist deutlich ausgeprägt. Besonders interessant bei den Landkärtchen: Die Frühjahrsgeneration (dieses Foto f. levana) und die Sommergeneration (Foto darunter f. prorsa) sind völlig unterschiedlich gezeichnet. Kommt es zu einer partiellen dritten Generation, so handelt es sich hierbei meist um eine Zwischenform f. prorima.

Landkärtchen, Sommergeneration f. prorsa. Auch interessant: Das Landkärtchen ist unser einziger Tagfalter, der seine Eier in kleinen Türmchen auf die Blattunterseite klebt. Schaut euch das bitte im Lepiforum an!

Der Admiral saugt gerne an Wasserdost, Sommerflieder und bis in den Winter hinein sehr sehr gerne an Efeu oder gärendem Obst. Er ist oft der letzte Falter, der bei uns beobachtet werden kann. Wie der C-Falter legt der Admiral seine Eier einzeln ab. Die Raupen sind dennoch leicht zu finden, da sie verräterische Blatttüten anlegen. Seht euch das bitte auf dem Lepiforum an!

Richtig getroffen sind die Brennnesseln nicht mal hässlich. Junge Exemplare wie diese nehme ich gerne als Spinat (ich nehme nur jeweils die oberen 2 Blatttriebe).

Kein reiner Brennnesselfalter, der C-Falter! Seinen Namen hat er von einem weißen C-Zeichen auf der Hinterflügel-Unterseite. Er liebt u.a. auch Stachel- oder Johannisbeere. Seine Eier legt das ♀ einzeln auf der Blattunterseite der Wirtspflanzen ab, weshalb die Raupen auch wesentlich schwerer zu entdecken sind, als jene von Tagpfauenauge, Kleinem Fuchs und Landkärtchen.

Ein frisch geschlüpftes ♀ des C-Falters mit prall gefülltem Hinterleib.

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