Der Warndt ist bekanntermaßen ein Waldgebiet. Was wenige wissen ist, dass der Warndt der im Saarland und der umgrenzenden Region bedeutendste Lebensraum für sogenannte Lichtwaldarten is. Das sind Arten, die an lichte Waldstrukturen und Sukzessionsstadien angewiesen sind. In der Reihe Briefe aus dem Warndt wurde bereits über einige Kuriositäten berichtet - in dieses Kuriositätenkabinett reiht sich nun ein Meisterstück des aus meiner Sicht sinnlosen Tuns ein. Nun gut der SaarForst ist wohl verpflichtet, Windwurfflächen gleich wieder aufzuforsten, anstatt sie der natürlichen Sukzession zu überlassen. Darüber kann man lang und breit diskutieren. Aber was nun geschehen ist und hoffentlich nicht auch noch Schule macht, ist kaum zu fassen.
Da laufe ich zu einer mir gut bekannten Windwurffläche mit der ganz leichten Hoffnung, nochmal einen Silberfleck-Perlmuttfalter zu Gesicht zu bekommen, da entdecke ich eine penibel in Stand gesetzte Aufforstung. Nicht irgend eine Aufforstung mit lieblos in den Boden reingehauenen Ahorn-Bäumchen mit Plastikmanschette drumrum - nein das hier sieht aus wie das Werk von Besessenen. Die Bäume entstammen offenkundig einer Baumschule, die auch öffentliches Grün für Parks liefert - die gepflanzten Exemplare sind mit 2-3 Pfosten fachmännisch befestigt und damit die teils langen Stämmchen nicht im rauhen Warndtwind gleich abknicken, sind viele Exemplare mit langen Bambusstäben stabilisiert worden. Hinzu kommt ein kleiner Schutzzaun aus Hasendraht, damit die Bäumchen nicht angeknabbert werden dürfen. Alles steht in Reih und Glied und für die Anpflanzung sind eigens die Bankette etwas vom Bagger geschoben worden. Letzteres ist durchaus zu begrüßen, kann sich doch hier eine für Lichtwaldfalter günstige Vegetation entwickeln. Das jedoch nur so lange bis die Mammutbäume und Ginkgobäume alles Licht weggefressen haben. Nirgendwo sonst im Warndt mag man Bäume so dicht am Wegesrand - von alten Eichenalleen einmal abgesehen. Es wird spannend zu beobachten sein, welche Bäume sich durchsetzen werden - den gerade einmal 50cm großen Mammutbäumchen gebe ich im Moment keine große Chance, denn sie sind in direkter Nachbarschaft wüchsigen Ahorns und teils schon höher gewachsener Birken. Aber sicher wird man auch hier etwas nachhelfen, damit die eine Chance haben. Es bleibt dann aber immer noch spannend welche er angepflanzten Bäume sich durchsetzen. Weil jeder Baum einen individuellen Sponsor hat, wird sicher bald ein gnadenloser Wettkampf einsetzen, damit der jeweils eigene Baum überlebt und alle anderen überragt?
Ob wohl die Mäusegruppe oder die Schmetterlingsgruppe der Kita Ludweiler eine gute Wahl getroffen hat? Zwar wird die Kastanie vielleicht schon bald essbare Früchte tragen, doch was passiert, wenn der Mammutbaum der Lindenapotheke ihr alles Licht weg nimmt? Nicht schlecht ist es auch, auf eine Kirsche zu setzen - die könnte sich gegen den Ginkgo durchsetzen und wirft überdies leckere Früchte ab. Damit klar ist, wer diese futtern kann: Gottesdienstbesucher sollten es schon sein oder zumindest Geigenspieler oder auch Kunden von... Einen völlig opportunistischen Ansatz wählt der weise Baumpflanzer mit der Birke. Eine Eibe hat leider niemand gepflanzt.
Direkt in Emmersweiler habe ich übrigens eine Fichtenaufforstung entdeckt! Mal sehen, was dahinter steckt - eine Idee habe ich noch nicht. Womöglich eine Versuchsanpflanzung, ob im Warndt auch Fichten wachsen würden? Wir sind gespannt...