Das ist nun meine vierte Zucht von Actias dubernardi. Die Art mit ihren "Weihnachtsraupen" eignet sich in der Tat für eine Zucht im Winter, da sie gut mit noch jungen Spitzen von Pinus sylvestris gezogen werden kann. Actias dubernardi lebt in regenfeuchten Bergwälder Chinas und Ostasiens in kühleren Nebelwäldern in Höhenlagen von ca. 1500-2200m. Die meisten bei uns angebotenen Zuchstämme kommen von Dayaoshan, 1800 m, Jinxin, Guangxi, China. So auch meiner. Die Zucht kann daher gut bei Zimmertemperatur um 20°C und recht hoher Luftfeuchtigkeit erfolgen.
Actias dubernardi ♀♀ erreichen bis zu 15 cm Spannweite. Die beiden Geschlechter zeigen einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus. Während die ♀♀ ganz ähnlich Actias selene eine blass gelbgrüne Farbe besitzen, sind die ♂♂ zitronengelb mit purpurroten Flügelrändern und Schwänzen. Die Schwänze bei [[Actias dubernardi]] sind beeindruckend und überragen meist deutlich die Spannweite des Schmetterlings selbst.
Mein Zuchtmaterial stammt aus dieser Gegend in China:
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Ich erhielt die Eier schon am 7.1. von einem mir gut bekannten Züchter, der immer sehr gute inzuchtfreie Qualität liefert. 30 Eier sollte er liefern. Bekommen habe ich doch einiges mehr! Die Eiablage fand am 4. und 5.1. statt.
Die Eier bewahre ich in einer simplem Plastikbox auf, die zwar keine Löcher hat aber dennoch nicht ganz luftdicht abschließt. Hinzu gebe ich ein paar Nadeln von [[Pinus sylvestris]] - mehr um die Feuchtigkeit zu regulieren, denn zum Fressen. Ich achte darauf, dass sich kein Schimmel und kein Kondenswasser bildet. Als der Schlupf am 18.1. beginnt, übertrage ich die Räupchen nach und nach in zwei vorbereitete hochwandige Einmachgläser. Auf den Boden gebe ich etwas Toilettenpapier und hinein stelle ich je zwei Spitzen der Fraßpflanze. Dabei achte ich darauf, möglichst junge, weiche Triebe zu finden. Sämlinge aus dem letzen Jahr sind besonders gut. Alternativ könnte ich auch Nordmanntanne füttern, doch will ich nicht in den Gärten meiner hochgeschätzten Nachbarn wildern und mir kommt so ein Vertreter der eintönigen Koniferenwüsten (wie in der Nachbarschaft) niemals in denn eigenen Garten! So muss ich also regelmäßig Futter beischleppen. Die letzte Zucht führte ich auf der lebenden Pflanze durch. Das hat den Vorteil, dass man sich mit Futter holen nicht alluzusehr abmühen muss und letzteres immer frisch ist. Da die Art aber hohe Luftfeuchtigkeit benötigt, um zu gedeihen, ist das nicht ganz leicht realisierbar und so entscheide ich mich dieses Mal für Schnittfutter, welches alle 2-3 Tage erneuert werden muss. Auf der lebenden Pflanze hatte ich seinerzeit die gesamte Zucht auch in einem Gazekäfig durchgeführt. Das ging einigermaßen gut, doch weiß man inzwischen, dass mit höheren Luftfeuchtewerten bessere Ergebnisse erzielt werden können.
23.01.: Insgesamt waren 43 Raupen geschlüpft, von denen bis jetzt noch alle wohlauf sind.
In eines der Gläser gebe ich einen Temperatur- und Luftfeuchtigkeitstracker (Lascar Electronics EL-USB-2 Temperatur-/Luftfeuchte-Datenlogger), der den Verlauf penibel aufzeichnet.
Beim Wechsel des Futters gehe ich sehr behutsam vor. Die Raupen werden auf ihren Sitzplätzen belassen und mitsamt der Nadel abgetrennt und auf das frische Futter gebracht. Insbesondere während der Häutungen ist natürlich sehr darauf zu achten, dass man die Raupen nicht stört. Ganz falsch wäre es dann, sie von ihrer Unterlage zu entfernen.
31.01.: Beim Futterwechsel finde ich eine Raupe, die am Boden im Kondenswasser liegt und nicht mehr vital ist. 41 Raupen sind nun in der zweiten Haut und fressen zu je 10 in einem Einmachglas. Heute bringe ich 2 weitere Gläser zum Einsatz, so dass pro Glas 7 Raupen enthalten sind (in einem nur noch 6). Ich gebe etwas weniger Futter in ein Glas (3 statt 4 Triebe) und lüfte etwas häufiger. Eine Raupe ist deutlich kleiner als die anderen. Es war die letzte, die sich gehäutet hat. Sie ist vital und frisst. Die ersten Raupen stellen das Fressen schon wieder ein und setzen sich zur Häutung fest.
2.1.: Beginn der Häutung zu L3.
7.2.: Ich bringe die Raupen (40x L3, 1x L2) zu je 10 bzw. 11 in 4 nicht ganz dicht schließende durchsichtige Plastikboxen (400 x 335 x 85 mm). Es gab keine weiteren Verluste. Ein Nachzügler befindet sich noch in L2 und häutet sich zu L3.
13.2.: Nach 4 Tagen Abwesenheit komme ich jetzt erst zum Futter wechseln. Alle Raupen sind nun in der 4. Haut. Selbst der Nachtzügler hat es geschafft! Es sind immer noch 41 Raupen. Inzwischen verteile ich die Raupen zu je max. 7 in eine Box. Die Boxen stapele ich und binde sie mit breitem Tesa zusammen, damit die Deckel fest sitzen. Dann stelle ich sie so hin, dass die Zweige stehen und nicht liegen. Ich besprühe die Raupen und das Futter nicht. Dienstag bis Freitag bin ich meist auf Reisen und könnte das eh nicht tun. Gefüttert wird je Freitag und Montag Abend. Ein häufigeres Wechseln lässt meine Reisetätigkeit leider nicht zu. Aber bei der hohen Luftfeuchtigkeit scheint es gut zu gehen.
21.2.: Beim Futterwechsel fällt auf, dass der Nachzügler verschwunden ist. Er ist nicht aufzufinden! Ob ich ihn wohl mit dem alten Futter aus Versehen entsorgt hatte? Jedenfalls sind es nur noch 40 Raupen, die sich aber prächtig entwickeln. 28 Raupen haben sich schon zu L5 gehäutet. Die übrigen haben sich zur Häutung festgesetzt.
2.3.: Drei Raupen sind beim Einspinnen. Die anderen werden sicher in Kürze folgen und somit war heute vmtl. der letzte Futterwechsel. Von den 40 verbliebenen Raupen habe ich 15 gewogen. Das Gewicht pendelte heute zwischen 2,5 und 4,2g. Nach der Verpuppung sollen die Puppen nochmals gewogen und natürlich das Geschlecht bestimmt werden. Die Raupen, die ich rechtzeitig erwische, setze ich in kleine Röhrchen mit Moos zur Verpuppung. Für diejenigen, die während meiner Abwesenheit mit dem Einspinnen beginnen wollen, tue ich ein wenig Moos auf den Boden des Behälters und hoffe, dass sich diese Raupen nicht zu sehr gegenseitig stören.
7.3.: Alle Raupen haben sich nun eingesponnen bis auf eine, die noch lustlos etwas Kiefernnadeln knabbert. Unter den letzten Raupen waren einige recht schwere dabei - die schwerste wog 5,2g.
15.3.: Kontrolle der Kokons - die letzte Raupe hatte es gar nicht mehr geschafft, sich richtig einzuspinnen und ist dann im dürftigen Gespinst eingegangen. Bei der Kontrolle und beim Wiegen der Kokons sind 2 weitere "taube" Exemplare aufgefallen, bei denen die Verpuppung nicht gut geklappt hat. Somit bleiben noch 37 gesunde Puppen. Beim Wiegen zeigen sich in der Gewichtsverteilung 2 sauber getrennte und ineinander greifende Glockenkurven -- Männchen und Weibchen habe ich damit womöglich schon einigermaßen gut getrennt. Das Gewicht der Kokons variiert von lediglich 1,1g (aber gesunde und gut ausgeprägte Puppe) bis 2,9g bei der schwersten. Den Teil der schwereren Glockenkurve nehme ich für die Weiterzucht in ein Aearium und die anderen tue ich in ein weiteres Aearium. Ich halte die Kokons möglichst gleichmäßig feucht und lagere sie auf regelmäßig zu erneuerndem Küchenkrepp. Da ich die Kokons nicht bzw. nur in Stichproben geöffnet hatte, kann ich nicht genau auf das Puppengewicht und dessen Verteilung schließen.
Zusammenfassende Zeittabelle der Zucht:
- Eiablage: 4. + 5.01.2015
- Schlupf L1: 18.-20.01.2015 (43 Raupen)
- Häutung zu L2: 26.01. bis 28.01.2015 (41 Raupen)
- Häutung zu L3: 2.1. bis 5.1. (1 Nachzügler am 7.2.) (41 Raupen)
- Häutung zu L4: bis 13.2. abgeschlossen. Die meisten hatten sich schon bis 10.2. gehäutet. (41 Raupen)
- Häutung zu L5: bis 23.2. abgeschlossen. Die Mehrzahl hat die Häutung bis 21.2. abgeschlossen. (40 Raupen)
- Beginn der Einspinnphase: 2.3.
- Ende der Einspinnphase: 10.3.
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