By Ronny Strätling on Sonntag, 17. Mai 2015
Category: Exkursionen

Juwel vertsteckt im Nutzungschaos

Nachdem ich schon letztes Jahr Cupido minimus und zumindest Polyommatus thersites-verdächtige Exemplare in meinem Garten entdeckt hatte, beschloss ich, dieses Jahr einmal Ausschau zu halten, wo diese wohl hergekommen sein könnten. Beides sind Arten, die eher auf Kalk zuhause sind. Während Cupido minimus dafür bekannt ist, trotz seiner Winzigkeit weit in der Gegend herumzustreifen, um neue Larvalhabitate zu finden, ist das von der letztgenannten Art nicht so bekannt. Jedenfalls sollte sich der Verdacht erhärten und tatsächlich regelmäßig thersites in meinem Garten auftauchen, glaube ich nun zu wissen, wo diese hergekommen sind. In etwa 4km Luftlinie beginnen die ersten Kalkgebiete auf der Lothringischen seite. Eine Stelle hatte ich heute auf Basis des Satelittenbildes herausgesucht, um dorthin eine kleine Exkursion zu machen.

Exkursion am 17. Mai 2015

Es handelt sich um einige Stellen bei Cocheren, die vom Satelittenbild her nicht sonderlich vielversprechend aussahen, doch schien es dort auch einen Steinbruch oder ähnliches zu geben. Der Steinbruch - so stellte sich später heraus, war keiner bzw. nicht mehr und dort hat man Schutt in großem Stil abgeladen und begonnen, ein kleines Tälchen zu verfüllen. Schade! Auf dem Weg zu diesem "Steinbruch" wurde ich jedoch positiv überrascht!

Helm-Knabenkraut ([[Orchis militaris]])

Gleich in der ersten Rasenfläche, die zwischen zwei Getreidefelder, die jeweils nur etwas mehr als 15m breit waren, fand ich recht zahlreich Orchideen. Die Vegetation war nicht allzu fett und durchaus blütenreich - ein Wunder eigentlich, wenn gleich daneben Getreide angepflanzt wird. Etwas weiter oben finde ich dann auch Raps und Erbsen - die Felder sind jedoch auch nicht viel größer und dazwischen sind solch schöne Rasenstreifen. Dort finde ich schon jede Menge Esparsetten und gleich der erste Bläuling, der ins Netz geht, ist ein thersites-Männchen! Weiter oben am Hügel finde ich dann eine größere von Gebüschen umsäumte Rasenfläche, die höchst interessant aussieht! Die Vegetation ist dort magerer. Eine Salbei-Glatthaferwiese mit sehr viel Klappertopf und fast noch mehr Wundklee! Cupido minimus fliegt nun in großer Anzahl. Polyommatus semiargus, belargus, Cupido argiades und Plebejus idas finde ich auf der gleichen Fläche. Sie steht voller Orchideen und ist vergleichsweise blütenreich und gerade im oberen Teil recht kurzrasig und lückig. Ich habe zwar die dicke, schwere Spiegelreflex mit, doch das letzte Gramm Gewicht wollte ich wohl einsparen und habe die Speicherkarte nicht drin... Verflucht! Aber das Telefon macht zumindest halbwegs brauchbare Habitataufnahmen. Schmetterlinge damit aufzunehmen, ist schlicht unmöglich - denn man muss auf bis zu 5cm ran gehen und damit ist die Fluchtdistanz definitiv unterschritten.

Blick auf die beste Stelle - die Wiese ist nur ca. 100x150 m groß und ist fast allseits mit Gebüsch umstanden. Es riecht förmlich danach, als könnte ich hier auch Euphydryas aurinia finden - das gelingt mir jedoch nicht. So oft ich auch die Gebüschsäume ablaufe. Es gibt einfach zu wenige Skabiosen hier?

Ein wahres Paradies für Cupido minimus! Die gelben Tüpfel sind Blütenstände des Wundklees und es sind auch ein paar Klappertöpfe darunter. Ein Schlag mit dem Netz und schon hat man 4 Stück gefangen. Ich schätze vorsichtig, ca. 50 Exemplare dort gesehen zu haben. Außerdem sind natürlich die Wundkleeköpfchen voller Eier!

Artenliste

Einige Nachtfalter (unvollständige Liste, nicht systematisch bearbeitet):

Esparsette ist in der Fläche hier recht häufig. Der erste Polyommatus thersites ließ auch nicht lange auf sich warten.

Hier schön zu erkennen - Rasenstreifen - 15m Weizen - Rasenstreifen...

Orchis purpurea auf Schritt und Tritt

Wundklee voller Eier. Cupido minimus fühlt sich hier wirklich sehr wohl!

Gebüschsukzession. Diese Fläche wird offenbar nur sporadisch beweidet. Sie steht voller Kreuzdorn.

Neben dem weiter oben abgebildeten Rasen war die hier abgebildete Gebüschsukzession sehr vielversprechend. Da recht viele Schlüsselblumen hier standen, vermutete ich auch, auf Hamearis lucina zu stoßen. Tatsächlich auch fand ich gegen Ende, als ich schom auf dem Rückweg war, ein krachfrisches Männchen. Zu meiner Überraschung flog auch ein recht großer Weißling dicht an mir vorbei und ich hielt ihn für Aporia crataegi. Dem bin ich dann hinterher gelaufen, bis ich ihn hatte - tatsächlich! Den habe ich in meiner näheren Umgebung nur selten und letztes Jahr hate ich nur einen einzigen in Naßweiler!

Links wurde ein kleiner Streifen entlang des Gehölzriegels entbuscht. Chaos-Bewirtschaftung des Bauern oder eine gezielte Maßnahme? Ich tippe auf ersteres...

Diese Scheune wirkt genauso deplatziert wie die seltsamen Getreide- und Erbsenfelder - gerade mal hingebaut, wo Platz war... Aber dem noch vergleichsweise kleinflächigen Management der Flächen hier ist es wohl zu verdanken, dass ich heute immerhin 30 Tagfalterarten fliegen sah! Hätte ich systematisch nach Raupen gesucht, wäre noch einiges mehr zusammen gekommen. Von dieser Stelle sehe ich fast bis nach Hause! Es sind nur etwas über 6km - jedoch versperrt der Hügel rechts die Sicht. Von Naßweiler (Birkenhof) aus kann man diese Scheune recht gut sehen.

Diese Fläche schließt sich direkt an ein bewirtschaftetes Feld an und auf den Satelittenbildern war sie 2008 ebenfalls bewirtschaftet. Toll, dass hier so schnell wieder eine schöne Fläche mit Orchideen entstanden ist.

Dies ist nun die Weide, die sich direkt hinter der Gebüschsukzession anschließt. Sie ist etwas fetter, jedoch immer noch sehr blütenreich und voller Salbei. Hier fliegen nun Polyommatus semiargus, immer noch einige Cupido minimus und einige Colias hyale umher. Hier schaue ich mich nicht so lange um, da ich nicht mehr viel neues erwarte. Uninteressant ist die Fläche jedoch überhaupt nicht! An einer Störstelle finde ich noch durch Zufall eine Raupe von Lasiocampa trifolii! Diese Art war vor 30 Jahren einmal recht häufig im Rosseltal. Lange ist's her...

In dieser Weise ist schon eine leichte Gebüschsukzession zu erkennen. Es wird wie es scheint auch noch nicht allzu stark Gülle aufgebracht! Ich werde mich einmal erkundigen, welcher Bauer hier seine Kühe hat und ober er wohl gute Milch hat.

Gleich angrenzend an diesen Salbei-Glatthafer-Rasen finde ich dann endlich...

... den "Steinbruch", der sich als Schutthalde enpuppt. Der Fuß davon ist aber reichlich mit Pioniervegetation bestanden. Knoblauchsrauke und Virginische Kresse untersuche ich nach Raupen. Ich finde jedoch keine Raupen. nicht mal die des Aurorafalters. Hätte mich ja so gefreut, wenn da noch ein Reseda-Weißling herumgeflogen wäre ;-).

Purpur-Knabenkraut ([[Orchis purpurea]]) wächst überall entlang der Gehölzreihen und sogar auf den Kuhweiden. Direkt daneben im Größenvergleich [[Ochris militaris]], das Helm-Knabenkraut.

Hier fand ich noch an einer winzigen wilden Möhre eine kleine Raupe des Schwalbenschwanzes.

Hier fließt ein kleiner Rinnsal durch, den die Kühe gerne besuchen und dort herum gibt es schöne Störstellen durch regelmäßigen Vertritt. An solchen Stellen fand ich im Mercantour immer mal wieder Kreuzenzian. Hier leider nicht ;-).

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Navigation in der Karte: Mit + und - kann der Zoom eingestellt werden. Ausschnitt verschieben - einfach mit der Maus!

Exkursion am 4. Juni 2015

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